Angekommen

Uff. Nachts am Urlaubsort anzukommen, ist offen gestanden nicht so meins. Nach nur zwei Stunden Schlaf werden wir um vier Uhr Ortszeit gezwungen, aus dem Flugzeug zu steigen und uns im nächtlichen Tel Aviv halbwegs zurechtzufinden. Zum Glück sind die Tel Avivi sehr gastfreundlich, helfen uns gerne mit Wegbeschreibungen und ausführlichen Erklärungen zu Bustickets und ähnlichem. Dennoch kostet es uns einige Mühe, unser Hostel zu erreichen. Wir wohnen direkt am Strand, in einem Surfer-Hostel, in dem auch tatsächlich um sechs Uhr früh bereits die ersten Gäste wach sind. Einzelne Verrückte lassen sich schon jetzt mit Neoprenanzug im aufgepeitschten Meer auf ihren Surfbrettern über die Wellen tragen. Das Meer versöhnt uns mit dem ansonsten noch reichlich hässlichen Tel Aviv, durch das der Bus uns bringt. Der erste Eindruck: Bunt zusammengewürfelt, schmuddelig, verfallen. Gigantische Hochhäuser überragen mickrige, baufällige Mietshäuser, an den Häuserwänden schlängeln sich massenweise Kabel entlang, die dann, zu unordentlichen Haufen gebündelt, an den Straßenecken über den Fußgängern schweben. Dazu kommt: Regen. Den ganzen Vormittag über gießt es im Abstand von wenigen Minuten in Strömen, lässt die Innenstadt überschwemmt zurück. Autoreifen pflügen sich durch zentimetertiefe Wasserlachen, spritzen Fußgänger und Radfahrer nass, alles trieft, unsere Schuhe quietschen schon nach wenigen Metern vor Nässe. Wir verbringen Stunden damit, ein nettes Café zu finden, das erstens schon geöffnet hat und zweitens nicht einfach nur ein Starbucks-Abklatsch ist. Mit wackligen Knien vom Schlaf- und Kaffeemangel stapfen wir schließlich ins CityCafé im angesagten Viertel Florentin und lassen uns fremdartiges Salzgebäck und nicht ganz so fremdartigen Cappuccino schmecken.

Mist, ich finde die Bauhäuser nicht…

Was meine Aufgabe, die Bauhaus-Gebäude zu erkunden, angeht, so stehe ich gleich vor einer großen Herausforderung: Welches sind die Bauhaus-Gebäude überhaupt? Weiß, wie sie so kollektiv im Titel „Weiße Stadt“ angepriesen werden, sind sie schon lange nicht mehr. Es fällt mir als Architektur-Laien schwer, die Bauhäuser von den übrigen Häusern zu unterscheiden. Zwar fallen mir immer wieder runde Balkone ins Auge, doch ob die ein ausschlaggebendes Merkmal sind, vermag ich nicht zu sagen. Das Internet ist hier auch keine große Hilfe; hier werden nur die berühmtesten Bauhaus-Gebäude angepriesen, die frisch renoviert erneut im schicken weiß erstrahlen. Doch gerade die will ich ja eigentlich nicht so sehr in den Fokus nehmen! Etwas resigniert knipse ich mal hier, mal da ins regnerisch graue Tel Aviv hinein und weil ich weiß, dass mir in den nächsten Tagen dank intensiver Recherche kaum noch Zeit dafür bleiben wird, widme ich den Rest des Tages dem Altstadt-Kern von Tel-Aviv: Jaffa. Seit 1950 wird es offiziell als Stadtteil Tel Avivs gehandelt, der amtliche Titel der so zusammengeführten Stadt lautet seither Tel-Aviv-Jaffa. Hier sind der Stadt noch deutlich die orientalischen Ursprünge anzumerken und es herrscht gleich ein ganz anderes Klima als in der jungen und doch schon so verranzten „Neustadt“. Wir schlendern gemütlich durch eine riesige ehemalige Klosteranlage, in der sich jetzt Künstler angesiedelt haben – und zwar ausschließlich Künstler, werden wir von einer älteren Dame in Jogginghose und mit raspelkurzen Haaren aufgeklärt. Sie selbst öffnet uns bereitwillig die Tür zu ihrer „Klosterzelle“, einem rechteckigen Raum mit gigantischer Gewölbedecke und unverputzter Steinwand. Wunderschön! An der Wand hängen überdimensionale Portraits von Menschen aus aller Herren Länder; ein Freund von ihr hat sie angefertigt, und sie stellt die Fotografien für ihn aus. Die Namen solch beeindruckender Künstler soll man ruhig nennen: Roee Bar heißt der Mann, was übersetzt „Schäfer“ bedeutet (zu finden auch auf facebook (Link!)). Anschließend stärken wir uns im „Dr. Shakshuka“ mit dem gleichnamigen, traditionellen Gericht, bei dem ein Ei in heiße Tomatensoße geschlagen wird und dort stockt. Lecker!

Endlich ein Bett!

Erschöpft von unserem Flug treten wir nach dem Mittagessen den Weg zurück ins Hostel an, bewundern am Strand direkt davor noch die wagemutigen Sprünge einiger Kitesurfer und lassen uns dann für ein wohlverdientes Mittagschläfchen in die Betten sinken. Morgen mehr!